Ein Blick über die Grenze beim 16. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen zeigt den Handlungsbedarf in Österreich auf.
Bei einer Runde mit Expertinnen und Experten im Rahmen des Forschungsforums der österreichischen Fachhochschulen an der FH St. Pölten wurden wichtige Einblicke in aktuelle wissenschaftspolitische Maßnahmen in Deutschland gegeben.
So berichtete Eric Veulliet, stellvertretender Vorsitzender der bayrischen Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) und Präsident der Hochschule Weihenstephan, über die Entwicklungen in Bayern, wo man es sich zum Ziel gesetzt hat, zu den Besten der Welt zu gehören und eine Position an der Weltspitze in Wissenschaft und Forschung einzunehmen. Bayern hat dazu die „Hightech Agenda Bayern“ entwickelt, in der den Fachhochschulen eine Schlüsselrolle in der Wertschöpfungskette zukommt, und folglich stark in deren Forschungsressourcen investiert wurde, sowohl auf Ebene der Infrastruktur als auch im personellen Bereich. Insgesamt nimmt Bayern mit der „Hightech Agenda“ 2,9 Milliarden Euro in die Hand, wobei ein großer Anteil in den Ausbau der Forschung an Fachhochschulen und 440 zusätzliche FH-Professuren fließt. Bayern hat außerdem die wichtige Rolle des eigenständigen Promotionsrechts der Fachhochschulen erkannt. Denn aus den Karriereperspektiven der Forscherinnen und Forscher ist das Doktorat nicht wegzudenken. Insbesondere kommt das Promotionsrecht dem bayrischen Wirtschafts- und Industriestandort zugute, der dadurch über exzellent ausgebildete Forscherinnen und Forscher verfügt. „Österreich, als unmittelbarer Nachbar, wird diese Investitionsoffensive in F&E und Forschungspersonal spätestens in fünf Jahren zu spüren bekommen, denn all diese Maßnahmen bringen für Bayern einen massiven Wettbewerbsvorteil“, warnte Veulliet.
Karim Khakzar, Präsident der HAW Fulda unterstreicht in seinem Statement diese Einschätzung, denn auch Hessen hat an den Fachhochschulen bzw. HAW das Doktorat eingeführt. Und das zu Recht, denn mittlerweile liegen hervorragende Evaluierungsergebnisse vor. Insgesamt wurde mittlerweile in 13 der 16 deutschen Bundesländer das eigenständige Promotionsrecht an Fachhochschulen implementiert. Zudem wurden den HAW im Rahme des „Hessischen Hochschul-Pakts“ von der Politik zusätzliche Forschungsmittel zugesprochen sowie neue Stellen für den akademischen Mittelbau. Wie in Österreich gibt es an den Fachhochschulen in Hessen Fächer, die an den Universitäten gar nicht angeboten werden, die aber für den Technologietransfer in die Wirtschaft von hoher Bedeutung sind. Daher führte schließlich kein Weg mehr am Promotionsrecht für Fachhochschulen vorbei. „Der Druck auf Österreich wird aufgrund der Entwicklungen in Deutschland größer werden. Ich wünsche den österreichischen Kolleginnen und Kollegen, dass auch hier die Politik bald den Mut aufbringen wird, diesen Weg für die österreichischen Fachhochschulen einzuschlagen“, betonte Khakzar.
„Die innovativen Entwicklungen in Deutschland müssen Österreich wachrütteln, da wir sonst einen eklatanten Wettbewerbsnachteil erfahren werden. Es ist bemerkenswert, dass wir in Österreich immer noch um nachhaltige Forschungsmittel und um zukunftsweisende Rahmenbedingungen kämpfen müssen, während ein paar Kilometer über der Grenze die Schlüsselfunktion der Fachhochschulen längst erkannt wurde. Wir fordern die österreichische Politik wiederholt auf, jetzt rasch zu handeln“, so Ulrike Prommer, Präsidentin der österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK).